Wir trafen uns am Freitag, den 14.10.2016, bei Immo und fuhren gegen 15:00 Uhr los. Wir wollten zusammen über 600 km nach Lauterbach auf Rügen fahren um ein Hafentraining zu absolvieren. Unser Segelfreund Wolfgang hatte sich im Frühjahr bereit erklärt die Organisation zu übernehmen.
Mit Ausnahme eines kurzen Stopps an einer Autobahnraststätte fuhren wir erstaunlich staufrei durch und kamen kurz nach 21:00 Uhr in Lauterbach an. Wolgang hatte noch eine große Überraschung für Immo vorbereitet. Er hatte seinen alten Schulfreund Bernd eingeladen und er wartete bereits im Dunklen auf dem Boot. Die Überraschung war gelungen und es gab ein großes Helau. Schnell bezogen wir die Kajüten und trafen uns im Salon auf ein (oder zwei) Bier.
Gegen 8 Uhr trafen wir uns zum Frühstück. Eigentlich viel zu zeitig, wir waren alle noch sehr müde, aber bereits um 9 Uhr sollte das Hafentraining beginnen. Wir waren auch mehr oder weniger pünktlich fertig, aber die Ankunft unseres Trainers verzögerte sich etwas. Daher beschlossen wir rüber in den Stadthafen zu laufen und uns den Ort Lauterbach anzuschauen. Bei der Gelegenheit haben wir auch einen Tisch für abends im Restaurant "Am Bodden" zu reservieren. Eine sehr gute Wahl, wie sich später am Abend noch zeigen sollte.
Endlich war es so weit, wir und unser Trainer standen abfahrtsbereit an Deck und wir fuhren in den Stadthafen. Das Wetter war ideal für das Hafentraining. Wir hatten draußen Windstärke 6 und selbst im Hafen war es noch 4, in Böen 5. Dazu hatten wir Ost-Wind und die Wellen konnten nahezu ungehindert in den Hafen einlaufen. Bereits bei unserem Spaziergang konnten wir den starken Schwell an den festgemachten Booten beobachten.
Als erstes sollte jeder von uns ein Gefühl für die Abdrift entwickeln. Die Übung war eigentlich recht einfach. Parallel zur Spundwand entlang motoren, eindrehen und rückwärts auf der Höhe einer farblich markierten Leiter zuhalten. Dabei lernten wir schnell, dass das mit langsamer Manöverfahrt nicht zu schaffen war. Wenn das Boot zu langsam wurde, dann wurde die Abdrift sehr groß und man verpasste garantiert den anvisierten Punkt. Wenn man aber hinreichend schnell unterwegs war, dann war die Ruderwirkung so schlecht, dass man nur sehr behäbig steuern konnte. Des Rätsels Lösung war, zur Verbesserung der Manövrierbarkeit die Maschine auszukuppeln, kurze, präzise Lenkmanöver durchzuführen und danach wieder einzukuppeln um zu verhindern, dass man durch zu wenige Fahrt eine zu große Abdrift bekommt oder der Bug vom Wind weggedreht wird.
Nachdem das geschafft war und jeder mehr oder weniger erfolgreich den Punkt getroffen hatte, wurde es Ernst. Wir sollten rückwärts mit dem Wind zwischen zwei Dalben das Boot einparken. Dazu galt es mit einer Schiffsbreite Abstand, mindestens 5 Parkbuchten vorbei zu fahren, aufzustoppen, hinreichend rückwärts Fahrt aufzunehmen, im richtigen Moment auszukuppeln und einzudrehen. Wenn alles klappte, dann stand das Schiff anschließend zwischen den Dalben und man hätte fest machen können. Die Kunst bestand darin, nicht wirklich die Mitte der Bucht anzupeilen, sondern den Luvseitigen Dalben mittschiffs. Der starke Wind und die Wellen sorgten dann für den Rest.
Noch schwieriger wurde es, als wir das ganze Manöver rückwärts gegen den Wind gefahren haben. Wenn man nicht gerade mit maximaler Motorleistung das Manöver anging, hatte man keine Chance. Man "verhungerte" unterwegs und das Boot wurde abgetrieben. Aber inzwischen wurden wir mutiger und auch das gelang nach einigen Anläufen jedem mit Bravur.
Zurück in unserem Hafen übten wir das eben gelernte noch einmal intensiv. Diesmal wehte der Wind sehr stark und exakt parallel zur Dalbenreihe. Und während man im Stadthafen noch etwas geschützt war, konnte der Wind im Yachthafen seine volle Kraft entfalten. Da war bereits die Rückwertsfahrt ein Abenteuer. Passte man nicht extrem auf und fing das Boot durch Beschleunigen rechtzeitig ab, drehte der Wind das Boot mühelos als ob man Segel gesetzt hätte. Zum Glück waren die Dalben mit Gummi überzogen. Denn diesmal wurden wir einigemale unsanft von den Dalben gestoppt oder das Boot verkeilte sich zwischen diesen. Trotzdem gelang es allen das Boot nach einem oder mehreren Anläufen sicher in die Bucht zu bugsieren.
Nachdem das Boot wieder sicher und vorallem heile im Hafen lag, haben wir es ruhig angehen lassen, Anlegebier getrunken und geklönt. Irgendwann war es Zeit für das Abendbrot und wir liefen die wenigen Hundert Meter zum Restaurant "Am Bodden". Zum Glück hatten wir reserviert, denn das Restaurant war sehr gut besucht. Neben zahlreichen Fischspezialitäten gab es auch Fleisch, das im Dry-aged Verfahren gealtert wurde. Zwar war es nicht unbedingt preiswert, aber die Qualität, der Geschmack und auch die Portionsgrößen rechtfertigten den Preis. Zurück am Boot tranken wir noch den einen oder anderen Absacker und saßen noch lange vergnügt zusammen.
Am nächsten Morgen haben wir nach einem gemütlichen Frühstück das Boot gesäubert und uns gegen Mittag auf den langen Heimweg begeben. Wir hatten Glück und konnten nahezu staufrei die Heimfahrt hinter uns bringen.
An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Wolfgang für die tolle Organisation des Trainings und Immo für die Bereitschaft, uns alle mit seinem Bus zu fahren.