Endlich, nach 11h Autofahrt und großer Vorfreude sind wir angekommen. Bodo und Christian sind schon an Bord. Die beiden waren während der letzten Tage sehr fleißig und haben viel am Boot gebastelt und vorbereitet. Wir freuen uns, dass wir die Packerei nicht mitmachen mussten. Nur noch die wenigen Sachen müssen verstaut werden. Im Anschluss erfolgte durch den Skipper eine kleine Schiffsführung mit Sektempfang (bei unseren leeren Mägen stieg der schnell
zu Kopf).
Die Frauen hatten nur wenig Vorbereitungszeit und schon ging es ins Pizza- Restaurant. Alle essen sehr leckere Pizza, außer Kerstin, die leckere Tintenfischringe, mit kräftig Knoblauch isst. Ob sie deshalb an Deck schlafen muss, wird später entschieden. Wir versuchen ein paar slowenische Wörter zu lernen, was gar nicht so einfach ist, aber ein slowenisches „Guten Tag“ oder „Danke schön“ muss schon sein. Zurück an Bord gibt es noch ein Schlückchen Alkohol. Da wir die Schnapsgläser vergessen hatten, wurde der Eierlikör in Eierbechern serviert. Wir stellen fest, dass wir alle einen kleinen Frachspehler..äh…Sprachfehler haben. Nach weiteren Gesprächen über Murat, Witzky, sschlovwenischche Chziemmermädchzchen und Belfast ging es ziemlich kaputt in die Koje.
Schon morgens sehen alle rot, aber nicht wegen der Aufstehzeit, sondern dem einheitlichen Rote T-Shirts Look. Skipper Bodo bereitet Frühstück vor. Dafür gibt’s ein Bienchen.
Bevor es losgeht, muss die Segelyacht noch zünftig mit Champagner getauft werden. Die Frauen sind dafür zuständig und wünschen der „Tiamo“ immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Aber nicht nur die „Tiamo“ kriegt eine Champagnerdusche, auch Bodo wird von oben bis unten nass gespritzt.
Das Wetter ist toll. Vorm Hafen in Izola ist eine Menge Verkehr, wir schlängeln uns mit 5kn durch das Gewimmel. Beim Erklären der Vorfahrtsregel auf hoher See meint Bodo: Wer von hinten gegenbumst, muss sich frei machen.“ (gemeint war offiziell: Boote, die von hinten an einem anderen Boot vorbeifahren wollen, müssen sich freihalten“) Ansonsten ließ es sich schön segeln. Christian fand für uns Landratten eine neue Erklärung, so dass wir uns ganz leicht merken konnten, wo steuerbord und wo backbord am Schiff ist. Zitat: „Backbord ist da, wo der Backofen ist".
Am Zoll in Umag mussten wir zur Gesichtskontrolle. Die ganzen Formalitäten, bis wir endlich einreisen durften haben etwas länger gedauert. Danach konnten wir uns endlich auf den Weg in eine Bucht machen. Dort hatten wir ganz leichten
Nieselregen (sollte der einzige in der ganzen Woche auf See
bleiben), trotzdem war es warm.
Christian geht joggen…sportlich, sportlich. Die Wassertemperatur zum Baden ist eigentlich noch zu kalt, aber wir sind ja hart im Nehmen.
Vor lauter Palstek und Webleinenstek kommt für Bodo nur ein Essen in Frage: Steak. Da wir den Captain ja noch brauchen, wird ihm dieser Wunsch erfüllt. Katrin versenkt Christians Funkgerät. 5,9m Wassertiefe machen das Nachtauchen unmöglich. Leider antworten die Fische nicht. Christian bringt einen zweiten Anker aus, so dass wir nachts ruhiger liegen. Als er danach mit dem Schlauchboot noch heizen will, gibt der Motor den Geist auf und er muss zurückpaddeln. Schon wieder kommen wir um die Klogespräche nicht herum.
Heute ist Muttertag. Die Jüngsten (Katrin + Christian) bereiten für die Mütter Kerstin und Verena ein Frühstück vor.
Die Männer können noch mal zeigen, was in ihnen steckt. Der Zweitanker musste an Bord gezogen werden.
Erst haben wir gar keinen Segelwind, später kommt eine frische Brise auf, so dass wir Kurs in Richtung Rovinj setzen können.
Lob an Dieter: er entdeckt als erster die Delfine. Mindestens 10 (zählen ist schwer, da sie so schnell wieder untertauchen).
Delfine sind in nicht so großer Entfernung zu beobachten. Wir haben sehr stark wechselnde Windverhältnisse, mal viel, mal fast gar nichts. Zitat Dieter, als es mal wieder etwas schneller voran geht: „Jetzt fahren wir wieder bergab.“
In Rovinj legen wir ein Superanlegemanöver hin.
Da wir schon früh im Hafen sind, schalten wir das Fernsehprogramm an. Im Angebot heute Hafenkino „Was Man(n) beim Anlegen alles falsch machen kann.“ Wir geben bei Bedarf aber auch gerne Unterstützung. Wir stellen fest, dass wir das zwar noch nicht perfekt, aber schon ziemlich gut drauf haben. In weiteren Verlauf der Woche werden wir das noch beweisen.
Im Hafen hatten wir uns noch mit den Jenaern Jens und Regi mit ihren beiden Söhnen verabredet, die Bodo und Kerstin von einem früheren Törn kannten. Gemeinsam wollten wir später Essen gehen.
Wir kamen leider wieder nicht um den Alkohol drum herum. Anlegebierchen ist ja sowieso Pflicht, dann gabs Grappa von den Bootsnachbarn, die sich für die Hilfe beim Anlegen bedanken wollten, Bier bei Jens und Regi, im Restaurant den Hauswein und wiederum Grappa und später noch den Absacker an Bord. Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht. So versoffen sind wir eigentlich gar nicht. Wir
haben uns nur nicht wehren können. Bei den speziellen Kellnern im Restaurant sowieso nicht, da sie wie ein Vogel zwitschernd halb volle Biergläser um die eigene Achse rotieren lassen, ohne dass das Bier auf der Hose landet. Jedenfalls hatten wir einen sehr lustigen Abend mit Austausch rektaler Erlebnisse und vieler neuer Sprüche: Noch so’n Ding – Augenring.“ und „Noch so’n Gag - Eier weg.“
Heute ist ein ruhiger Tag angesagt. Wir wollen uns vor unserem geplanten Nachttörn noch mal ordentlich ausruhen.
Wir stellen fest, dass Bodo keinen Kaffee kochen kann – alle beschweren sich – bis festgestellt wird, dass der Stecker nicht in der Dose war.
Dieter wurde mal wieder nicht in Ruhe gelassen, jeder wollte wissen wie es ihm geht. Lob an Christian, der von alleine beschloss das Boot zu reinigen. Ob er schon seine Beförderung eingeplant hat, wissen wir nicht.
Der kroatische Zoll ist sehr streng – nach dem Ausklarieren müssen wir sofort das Land verlassen, dürfen nicht mal mehr in eine Badebucht. Also müssen wir das Ausklarieren verschieben und fahren erst in die Bucht.
Ein paar Hartgesottene gehen Baden. Ansonsten wird der Nachttörn vorbereitet; Bodo berechnet den Kurs, Kaffee und Tee wird gekocht, Stullen geschmiert, Rettungswesten und Life-Belts angepasst. Danach folgt die Sicherheitseinweisung. Verena plant schon länger mit Bodo die Bordkasse klar zu machen. Doch er hat nie für sie Zeit, weil er immer seine R(o)ute berechnen muss.
Nach dem leckeren Abendessen (mal wieder viel zu viel) ging es wieder zurück nach Rovinj zum Ausklarieren. Beim Ablegen haben wir so gut wie keinen Wind und genießen den ruhigen Sonnenuntergang. Auch wenn wir sehr lange das Gefühl haben nicht vom Fleck zu kommen, ist die Crew gut drauf. ETA (estimated time of arrival – geschätzte Ankunftszeit) liegt derzeit bei 18Uhr am nächsten Abend in Venedig. Dieter meint, dass der Papst gerade in Venedig weilen würde, diesmal sogar mit Frau ☺
Da keiner die ganze Nacht aufbleiben will und kann und wir trotzdem einmal quer über die Adria wollen, wird ab 22Uhr in Wachen gefahren.
1. Wache: 22- 1Uhr Skipper Bodo und Kerstin
2. Wache 1- 4 Uhr Christian und Katrin
3. Wache 4 – 7Uhr Dieter und Verena
(bei der 2. und 3. Wache war Bodo ebenfalls dabei, für Kursberechnungen und mögliche Ausweichmanöver)
Bis 4 Uhr hatten wir zwar etwas Wind, aber trotzdem nicht so viel wie erhofft. Dafür war es gegen Morgen kühl, so dass wir uns einpacken mussten. Erst beim Sonnenaufgang kam Wind auf, so dass wir 7kn Fahrt machen konnten.
Gegen 09.30 Uhr sind wir dann in Venedig eingelaufen, klassisch untermalt mit Musik von Pavarotti vorbei an einem riesigen Kreuzfahrtschiff (fast Bordwand an Bordwand).
Vor Venedig war ein unheimlich dichter Verkehr, wir schlängelten uns durch Wassertaxen und Wasserbussen hindurch. Auf dem ersten Blick schien sich keine an irgendwelche Regeln zu halten. Dass nichts weiter passiert, lässt sich wohl noch auf die selbstsichere Fahrweise der Italiener zurückfahren. Auch der Hafenmeister verbreitet auf italienische Art und Weise Hektik, aber das Anlegen klappt auch ohne große Vorbereitungen sehr gut. Nun hatten wir aber den besten Anlegeplatz, den man sich in Venedig überhaupt vorstellen konnte. Direkter Blick übers Wasser auf den Markusplatz. Der Hafen befand sich auf einer kleinen Insel, die auch nur übers Wasser zu erreichen war. Also mussten wir den Wasserbus nehmen um zum Markusplatz zu gelangen. Dort schlängeln wir uns vorbei an Menschenmassen in Richtung Rialto- und Seufzerbrücke. In den schmalen Gassen und Kanälen konnten wir die Gondeln beobachten. An der Rialtobrücke gab es ein dekadentes Eis (1,50€ pro Kugel). Zurück sollte es wieder mit der Linie des Wasserbusses gehen. Da pro Person eine einfache Fahrt (60 min Fahrzeit möglich) 6,50€ kostete, entschieden wir den Wasserbus gleich als Stadtrundfahrt auf dem Wasser zu nutzen. Dumm nur, dass wir nicht in der Lage waren den italienischen Fahrplan zu lesen (Bodo ist Schuld!), denn die Fahrt war kein Rundkurs. Eine Station vor unserem Ausstieg nach etwa 1h Fahrtzeit drehte der Bus wieder um und fuhr in entgegengesetzte Richtung. So blieb uns nichts anderes übrig, als eine weitere Stunde Bus zurück zu fahren (schwarz, da unsere Tickets ja abgelaufen waren).
Zurück im Hafen mussten wir an Deck duschen, denn der teure Hafen (120€ pro Nacht) hatte weder Duschen noch Toiletten. Wir vermuten, dass in Venedig eh nicht viel Kanalisation vorhanden ist.
Weitere Kreuzfahrtschiffe fahren direkt vor uns ein und aus. Irgendwo müssen die
Massen an Touris ja herkommen. Bei der wunderbaren Aussicht auf den Markusplatz, die wir haben, werden zum Abendbrot Thüringer Rostwürste gegrillt. So haben wir ein wenig das Gefühl von Heimat in der Ferne.
Schon früh ging es wieder raus. Da Bodo unbedingt noch ein Fotoshooting vorm Marcusplatz machen wollte, schlängelten wir uns zwischen den Booten durch. Er passte sich der italienischen Fahrweise an, so dass wir im Fahrwasser posieren konnten.
Leider hatten wir an diesem Tag keinen Wind. Trotzdem wollten wir wieder zurück zur kroatischen Küste, da diese landschaftlich viel schöner ist. Also blieb uns nichts anderes übrig, als recht lange mit dem Motor zu tuckern. Am schlafen und faulenzen hat uns das aber nicht gehindert. Erst die letzten Meilen konnten wir wieder Segel setzen. Zurück in Kroatien hieß es wieder in Umag einklarieren. Diesmal ging das zum Glück schneller. Sobald wir wieder kroatisches Land betreten durften, ging es für Frau Verena B. aus G. bei H. an der A. und Frau Kerstin M. aus A. am Sch. zum einkaufen. Die Biervorräte gingen zur Neige (Brot auch, aber das braucht nur der Form halber erwähnt werden). Unsere alten Bekannten aus Venedig sind uns zum Glück nicht wieder begegnet ☺ Christian war überrascht, als er einen Anruf aus der Heimat bekam. Er hatte doch glatt seinen Namenstag vergessen. Nun haben wir endlich einen Grund zum Anstoßen.
Abendbrot - Bratkartoffeln (Gemeinschaftswerk) und Rührei (a la Bodo) waren mal wieder sehr lecker.
Katrin und Christian plantschen. Wasser ist endlich wärmer. Danach gibt’s es eine musikalische Einlage – Seemannsmusik vom Feinsten. Christian überlegt wie er fliehen kann. Auf dem Boot wird das aber recht schwierig. Prosetto (Achtung, Sprachfehler) war diesmal leider nicht im Angebot.
Heute war faulenzen angesagt. Morgens frisch geduscht oder gebadet. Diesmal machten mal ausnahmsweise nicht Kerstin und Verena das Frühstück, sondern Verena und Kerstin.
Da wir am nächsten Tag keine weite Strecke mehr fahren wollten, entschieden wir uns in der Buchte zu bleiben. Mit dem Schlauchboot und Fährmann Christian ging es in den kleinen verträumten, aber sehr hübschen, Ort Lovrecica.
Danach ging es weiter mit essen, schlafen, essen, baden, essen und Wellness für die Frauen (immerhin haben wir ja Urlaub!)
Skipper Bodo servierte mit Begeisterung Expresso und konnte gar nicht genug davon kriegen. Wir stellen fest, dass er ganz schön versucht sich einzuschleimen (damit wir ihn beim nächsten Mal auch wieder mitnehmen oder um einer Meuterei vorzubeugen☺).
Katrin ließ sich am Mast hochziehen, um ein paar Fotos von oben zu machen. Abends gab es Captains sin Fru Dinner, der geplante Schweinebraten war leider sauer und musste an die Fische verfüttert werden – wir tauften unsere Ankerbucht nun auf Schweinebratenbucht um. Die Reserverouladen waren aber mindestens ebenso lecker. Die Töpfe wurden bis aufs Letzte ausgekratzt). Trotzdem jammern wir über das viele Essen, das einfach zu gut ist, und die Kalorien (diese kleinen Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen).
Wir hatten eine etwas schaukelige Nacht. Sehr früh ging es wieder raus. Noch ein letztes Mal baden in der Schweinebratenbucht, dann ging es Kurs auf Izola. Der Zoll wurde wieder besucht (langsam müssen die uns schon ziemlich gut kennen). Mit straffem Segelwind machten wir 8 Knoten Fahrt. In Izola war einklarieren, tanken und Anlegen an unserem Steg angesagt, später noch umparken, da unser Liegeplatz kurzzeitig von einer anderen Yacht belegt war. Also insgesamt 5mal Ablegen an einem Tag. Da konnten wir zeigen, wie eingespielt wir mittlerweile als Crew sind. Egal ob Ablegen mit eindampfender Achterspring oder Anlegen nach römisch- katholischer Art – für uns alles kein Problem mehr. Immerhin musste das Anlegebier ja auch verdient werden. Auch die restlichen Kekse wurden schnell vertilgt.
Im Hafen war erstmal duschen angesagt, nach 2 Tagen in der Bucht auch ganz dringend notwendig. Landfein gemacht konnten wir ins Restaurant. Das Essen war wieder sehr lecker, so dass wir unsere Los Wampos kultivieren konnten. Aber auch im Restaurant hatten wir noch das Gefühl auf hoher See zu sein, so sehr schwankten wir. Der breite Gang von Matrosen ist für uns jetzt gut nachvollziehbar.
Nach dem wir noch Freitag Nachmittag das Meiste gepackt hatten, abends Brote fertig machten kochten wir morgens nur noch Kaffee. Gegen 07:00 Uhr ging es wieder gen Heimat.
Persönliche Logbucheintragungen von Katrin Meyer (unter tatkräftiger Hilfe und Dazwischenquatschen vom Rest der Crew).